Waldsymposium 2024: Auswirkungen der Dürrejahre auf den Wald


von re nach li: Prof. Dr. Grams, Dr. Staab, Dr. Fähser, Dr. Wallon, Dr. Luick
von re nach li: Prof. Dr. Grams, Dr. Staab, Dr. Fähser, Dr. Wallon, Dr. Luick

Aufgrund der seit 2018 anhaltenden Dürrejahre und deren spürbaren Auswirkungen auf die Wälder lud die Biologin Dr. Gerlind Wallon von der Waldvision Nußloch am 22. Juni zu einem Waldsymposium ins DAI in Heidelberg ein. Ziel dieser Veranstaltung war es, den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Bürgern und der Forstwirtschaft zu fördern.

 

Wissenschaftliche Beiträge

 

Auswirkungen von Trockenheit auf das Baumwachstum

 

Prof. Dr. Thorsten Grams von der Technischen Universität München präsentierte KROOF – Kranzberg Forest Roof Project - Interaktionen zwischen Buche und Fichte in Abhängigkeit von Trockenheit. Dies ist ein mehrjähriges Experiment zur Untersuchung der Trockenheitseffekte auf das Wachstum von Fichte und Buche in Mono- sowie in Mischkultur. In dieser Studie wurden die Bäume über fünf Jahre hinweg einer künstlich induzierten Trockenperiode ausgesetzt, um mögliche Erholungseffekte bzw. irreversible Schädigungen zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die Buche sich schneller an Trockenheit anpassen kann als die Fichte. Beide Baumarten entwickelten nach einiger Zeit Kurztriebe, wodurch weniger Biomasse produziert und die Verdunstung reduziert wurde. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass Buchen sich schneller anpassen, während Fichten in Mischkulturen besser gedeihen. Beide Arten produzieren bei Trockenheit weniger Holz was  schlecht für die Holzwirtschaft ist.

 

Biodiversitätsverlust im Wald

 

Die Art der Landnutzung und deren Intensität haben Auswirkungen auf die Biodiversität. Diese werden seit einigen Jahren auf den drei Großsschutzgebieten Schwäbische Alb, Region Hainich-Dün und dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in mehreren Projekten untersucht. Dr. Michael Staab von der Technischen Universität Darmstadt informierte uns über seine Untersuchungen über den Verlust der Biodiversität im Wald am Beispiel der Insekten. Auch seine Studien zeigen u.a. dass die Artenanzahl zurückgeht und dass es dringender Schutzmaßnahmen und Regelungen bedarf.

 

Klimaneutralität der Ressource Holz

 

Prof. Dr. Rainer Luick, Emeritus der Hochschule Rottenburg, thematisierte in seinem Vortrag das Narrativ der Klimaneutralität von Holz als Ressource. Er kritisierte unter anderem das Greenwashing der Holzverbrennungsanlagen. Es wird behauptet, dass beim Verbrennen von Holz kein zusätzliches CO2 entsteht. Das ist so auch richtig, aber das im Holz gebundene CO2 wird frei und wirkt als Klimagas. Eine Alternative sei die Verwendung von Holz zur Dämmung von Häusern, wodurch das CO2 über weitere 100 Jahre gebunden bleibt und langsam freigesetzt wird.

 

Diskussionsrunde

 

Eine abschließende Diskussionsrunde wurde von Dr. Lutz Fähser, dem leitenden Forstdirektor i.R. und Begründer des Lübecker Modells der naturnahen Waldbehandlung, moderiert. In der Runde wurden die vorgestellten Forschungsergebnisse erörtert und die Zuhörer konnten Fragen stellen. Hierbei wurde klar wie hoch die Unzufriedenheit der verschiedenen Bürgerinitiativen ist.

Das Waldsymposium 2024 unterstrich die Bedeutung einer besseren Interaktion zwischen Wissenschaft und Akteuren wie der Forstwirtschaft. Wissenschaftler wurden aufgerufen, ihre Studenten zu motivieren, als Multiplikatoren zu agieren. Negativ fiel das mangelnde Interesse der Politiker an diesem Thema auf, die den Wald vorwiegend als Holzlieferant sehen und nicht als schützenswertes Ökosystem. Dies ist insbesondere im Hinblick auf das von der EU verabschiedete Klimagesetz, das Netto-Null Treibhausgas-Emissionen anstrebt, nicht verständlich.